Foto: Johann Kraus Schau.Fenster.Tour - Eichstätter Geschichte(n) in Schaufenstern erleben

Anlässlich des inoffiziellen Jubiläums "1111 Jahre Eichstätt" möchte der Verein mit einem Experiment aufwarten und die Geschichte Eichstätts dort sichtbar machen, wo sie für jeden jederzeit zugänglich ist - in den Schaufenstern der Innenstadt.

 

Foto: Johann Kraus


"Neues wagen" - Dies hat sich der Förderverein Stadtmuseum für das Jahr 2019 auf seine Fahnen geschrieben.

Dekorative Schaufenster der Geschichte - Mit der Ausstellung 1111 Jahre Eichstätt geht der Förderverein Stadtmuseum neue Wege der Präsentation

Historischer Schaufensterbummel - Förderverein Stadtmuseum zeigt Eichstätter Stadtgeschichte am Dom- und Marktplatz.

 

 

Die „Macher“ der Schau.Fenster.Tour: Vorsitzende Beate Hueber und Kurator Stefan Weyergraf -Streit

 

 

 


Das moderne Eichstätt: die kleine Stadt, die alles hat

Foto: Johann KrausFoto: Johann Kraus

Willkommen in der Vorstufe zum Paradies, so hat der ehemalige Ministerpräsident Seehofer in seiner letzten Wahlkampfrede im August 2017 auf der Eichstätter Burg die Zuhörer begrüßt. Im 21. Jahrhundert treffen wir nun auf die „kleine Stadt, die alles hat“. Wie ist sie nicht wunderbar eingebettet in einem Landkreis mit der niedrigsten Arbeitslosenquote in Deutschland und den zufriedensten Bürgern des Landes!


Und was hat sie nicht alles?

Sie ist ein Mittelzentrum mit einer gehobenen Infrastruktur: Den Bürgern bietet sie einen Verwaltungsstandort, eine Universität und Schulen aller Art, einen Bischofssitz, der der größte Arbeitgeber der Region ist. Darüber hinaus verfügt die Stadt über eine Klinik, ein Figurenfeld von Weltgeltung, einen noch funktionierenden Einzelhandel, zukunftsfähige Industrieansiedlungen, über 170 Vereine und abwechslungsreiche Kulturangebote, die das gesellschaftliche Leben bündeln und aktivieren.

Und nicht zuletzt bringt eine Stadtlinie, jeden der es braucht, zu den architektonischen Highlights oder ganz einfach zum Einkaufen oder zum Essen in eine der vielen Gastronomien. Alles, was man zum Leben braucht, findet man hier - auch das feiern wir heute.

 

Wassergeschichte(n)

Foto: Beate HueberFoto: Beate Hueber

Wasser ist ein unentbehrliches Lebenselexier. Ohne Wasser kein Leben, keine Hygiene, keine Gesundheit!

Diese Badewanne aus einem Eichstätter Haushalt der Zeit um 1900 kannte weder einen häuslichen Anschluss an ein Wassernetz , noch eine funktionierende Kanalisation. Das Badewasser wurde aus einem nahe liegenden Brunnen, meist ein Flachbrunnen, geschöpft. Das Abwasser verlor sich irgendwo zwischen Hof, Garten und Straße oder floss ungehindert in die Altmühl. Sauberes Trinkwasser war damals eine Rarität. Die Mehrzahl der Brunnen lieferte- laut königlicher Untersuchungsanstalt Erlangen – von Jauche und Salpeter verseuchtes Wasser. So machte man sich 1888 an den Bau einer Wasserleitung, die öffentliche Brunnen versorgte. Der Ausbau des Rohrnetzes durch alle Straßen in private Haushalte erfolgte in den nächsten Jahrzehnten.

Sauberer wurde das Wasser für die Bevölkerung deshalb nicht immer.
Provisorische Holzschächte, in denen das Wasser aus Quellen unterhalb der Altmühl gesammelt wurde, sorgten für „Gerüchte ... bezüglich der Qualität des Wassers...“ (Eichstätter Kurier, 1.8.1888).

Die Mineralwasserflaschen aus dem Hause Stölzl bezeugen den Ansturm auf gesünderes Mineralwasser in dieser Zeit, besonders auch auf Bitterwasser, das als Heilgetränk galt.

Glücklicherweise haben sich sowohl Badekomfort als auch Wasserreinheit in den letzten Jahrzehnten stetig gebessert. Wasserrahmenrichtlinien, Trinkwasserverordnungen samt Grenzwertüberwachungen garantieren eine stete Kontrolle und unbedenklichen Konsum.


Bettelarm, aber Stein-reich

Foto: Beate HueberFoto: Beate Hueber

Die Menschen im Altmühltal lebten zu keiner Zeit im Überfluss. Deshalb holten sie aus der Umgebung heraus, was sie hergab und bauten Jahrhunderte lang mit dem Material, das sie vorfanden - mit Kalkstein und Holz: Kalkbruchsteine für die Mauern, gelöschter Kalk und Sand für den Mörtel und den Wandputz. Die Kalkplatten des Jura bedeckten das Dach. Die Balken für die Dachkonstruktion holte man aus den Wäldern, genauso wie das Holz für die Fachwerkkonstruktion.

Der Gleichklang des Plattenkalks mit dem der umgebenden rauen Juralandschaft schaffte seit dem späten Mittelalter eine für das Altmühltal typische Hauslandschaft:
die Fassade schnörkellos mit vielen kleinen, fast quadratischen Fenstern, die Dacheindeckung mit Kalkplatten, die lose fünf- bis siebenfach gedeckt übereinanderliegen. So ergibt sich ein Baukörper, der wie aus der umgebenden rauen Felsenlandschaft des Fränkischen Jura geschnitten scheint.

Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts deckte diese Architektur die Bedürfnisse aller Sozialschichten ab, vom kleinräumigen Tagelöhner- bis zum reichen Großbauernanwesen oder Pfarrhaus. 

Nach dem zweiten Weltkrieg fielen die meisten Jurahäuser den gestiegenen Wohnbedürfnissen zum Opfer. Glücklicherweise finden sich immer wieder Enthusiasten, die dieser regionalen Bautradition die Treue halten und die alten Jurahäuser mit modernem Wohnkomfort zu neuem Leben erwecken.


Nur ein kleiner ökologischer Fußabdruck...

Foto: Johann KrausFoto: Johann Kraus

Nachhaltiges Leben und Wirtschaften im Umgang mit Wasser und Energie war für unsere Altvorderen in den 50/60ern eine Selbstverständlichkeit. Nicht, weil sie die Umwelt retten wollten, sondern weil das Geld knapp und beides teuer war. Eine heutzutage selbstverständliche tägliche Dusche: unvorstellbar! Was für eine unsägliche Wasserverschwendung!!


Zeuge dieser noch kargen Körperkultur ist dieser kupferne Badeofen, der eine Badewannenfüllung aufheizen konnte und in etlichen Haushalten noch bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts im Gebrauch war. Der wurde von einem darunter sitzenden Ofen mit Holz oder Kohle aufgeheizt, das Kupfer des Boilers sorgte für die Badezimmerwärme.

Gerade in Eichstätts Altbauten, in denen häufig kein ausreichender Strom- bzw. Gasanschluss existierte, empfahl sich in der Nachkriegszeit ein solcher Ofen, weil damit unkompliziert Bäder eingebaut werden konnten.


Körper- und Wäschereinigung ereigneten sich recht sparsam. In der Regel badete man am Wochenende, und nicht selten wurde eine ganze Familie durch eine Badewannenfüllung geschleust. Wasserverschleiß und Energieverbrauch unterlagen hoher Achtsamkeit.


Die Wäschepflege geschah ebenfalls sehr „bewusst“. Man hatte weniger Kleidung, der Luxus eines täglichen Wäschewechsels war unvorstellbar. Der Wäschezuber wurde mit heißem Wasser befüllt, auf dem Waschbrett rieb man das Wäschestück mit Schmierseife in die Sauberkeit. 1960 hatten nur 4 von 10 Haushalten eine Waschmaschine, die Zeit von Waschpulvern wie Omo, Dixan, Fakt und Persil sollte erst noch kommen. Eine Schleuder bürgerte sich erst später ein, so dass die arme Hausfrau mit hohem Krafteinsatz auswringen musste.


Waschmaschinen kamen erst in den späten 60ern in die Familien und erleichterten das Leben der Frauen ganz enorm. Kein Mensch möchte die Wäschestrapazen einer Mutter der damaligen Babyboomer-Zeit, in der es keine Pampers, dafür aber viele Babys gab, mitmachen!